Publikationen

W?hrend Devianz als historisches Ph?nomen gut erforscht ist, besch?ftigen sich bislang nur wenige Studien mit Geistlichen, die sich nicht an die Normen priesterlicher Lebensführung halten wollten oder konnten. Der Band zeigt anhand ausgew?hlter F?lle aus dem 18. Jahrhundert, wie Devianz entstand, welche Formen sie annahm und wie die Autorit?ten des Bistums Bamberg mit ihr umgingen. Die Beitr?ge besch?ftigen sich unter anderem mit dem ?Klerikergef?ngnis“ in Schlüsselau sowie mit Priestern, die sich an magischen Schatzsuchen beteiligten, Landesverrat begingen oder sexuelle Beziehungen pflegten. Zudem wurden zehn Liebesbriefe eines Kaplans ediert. Damit betont der Band die Vielschichtigkeit geistlicher Nonkonformit?t.
Mit Beitr?gen von
Alissa L?Abbé | André Arnold | Mark H?berlein | Katharina Kempski | Oliver Kruk | Miriam Mulzer | Michaela Schm?lz-H?berlein

Subsidienvertr?ge zwischen deutschen Reichsfürsten und europ?ischen M?chten, in denen Erstere den Letzteren ihre Armeen gegen Geldzahlungen zur Verfügung stellten, waren im sp?ten 17. und 18. Jahrhundert ein weit verbreitetes Ph?nomen. Diesem widmet sich auch Andreas Flurschütz da Cruz in seiner Habilitationsschrift, allerdings mit einem Schwerpunkt auf den Kontrakten zwischen Venedig und deutschen Adligen und Fürsten. Die Studie konzentriert sich auf die Anf?nge des Subsidienwesens und unterzieht die bislang wenig bekannten Truppenstellungsvertr?ge mit der Markusrepublik einer eingehenden Analyse. Der Fokus liegt dabei insbesondere auf den Zusammenh?ngen zwischen den Truppenabdankungen am Ende des Drei?igj?hrigen Krieges und der Indienstnahme deutscher Regimenter für den Krieg der Markusrepublik mit dem Osmanischen Reich um die Insel Candia (Kreta) um 1650 und den daraus resultierenden Folgekonflikten.

Nach der Reformation erlebte das Schulwesen in protestantischen wie in katholischen L?ndern einen starken Aufschwung. Die Forderung, dass die Gl?ubigen die Bibel in ihrer eigenen Sprache lesen k?nnen sollten, sowie der Bedarf an Seelsorgern und Verwaltungsfachleuten waren auf protestantischer Seite wichtige Impulse für den Ausbau des Bildungswesens. Auch bei den Katholiken wurden Bildung und Professionalisierung des Klerus sowie des Justiz- und Verwaltungspersonals nach dem Konzil von Trient energisch vorangetrieben, wobei sich die Orden als wichtige Tr?ger des Schulwesens profilierten. Seit dem 17. Jahrhundert nahmen katholische und evangelische Schulen lebende Sprachen zun?chst fakultativ, dann auch verpflichtend in ihre Lehrpl?ne auf. Im Jahrhundert der Aufkl?rung schlie?lich avancierten die ?berwindung des konfessionsgebundenen Schulwesens und die Umsetzung reformp?dagogischer Konzepte im (fremdsprachlichen) Unterricht zu wichtigen Themen. Wie sich der Prozess der Konfessionsbildung sowie die Reformbewegungen des 17. und 18. Jahrhunderts auf Stellenwert, Inhalte und Adressatenkreise schulischen Sprachunterrichts auswirkten, wird in diesem Band anhand von Beispielen aus verschiedenen europ?ischen L?ndern und aus Nordamerika untersucht.

Bamberg verfügte seit dem Sp?tmittelalter über ein differenziertes Gesundheitswesen mit Spit?lern, Siechenh?usern, Apotheken und Badstuben; seit dem frühen 16. Jahrhundert stellten die Bisch?fe zudem Hof- und Leib?rzte an. Anders als in protestantischen St?dten wie Nürnberg kam es im katholischen Bamberg jedoch nicht zur Zentralisierung und Kommunalisierung der Gesundheitsfürsorge, so dass diese von einer Vielzahl von Akteuren gestaltet wurde. Charakteristisch für das 16. und 17. Jahrhundert war das Verst?ndnis von Epidemien als Strafen Gottes für die Sünden der Menschen, das nicht nur von Herrschern und Klerus, sondern auch von studierten ?rzten geteilt wurde. Gleichwohl sahen Regierung und ?rzteschaft die Untertanen in der Pflicht, sich bestm?glich gegen Epidemien zu schützen, und empfahlen zu diesem Zweck Ma?nahmen zur Verbesserung von Hygiene und Luftqualit?t sowie zur Isolation und Behandlung von Infizierten. Da nicht alle Untertanen Zugang zu ?rzten hatten und die vormoderne Medizin vielen Krankheiten machtlos gegenüberstand, entwickelte sich in Bamberg wie in anderen St?dten überdies ein medizinischer Marktplatz, auf dem auch reisende Heiler sowie der ?rtliche Scharfrichter ihre Dienste anboten. Auf eine neue Grundlage gestellt wurde das Bamberger Medizinalwesen durch die Gründung des Allgemeinen Krankenhauses im Jahre 1789, das sich der Behandlung heilbarer Krankheiten widmete. Obwohl nach 1800 auch eine medizinisch-chirurgische Schule und eine der ersten Nervenheilanstalten Deutschlands entstanden, blieb das Gesundheitswesen bis weit ins 19. Jahrhundert hinein von vormodernen Strukturen und Vorstellungen gepr?gt. Diese Entwicklungen werden in einer Ausstellung in der Staatsbibliothek Bamberg, die in einem studentischen Seminar konzipiert wurde, sowie in diesem Begleitband anhand von rund 40 Exponaten nachvollzogen.

Seit Jahrhunderten gilt der Ostseeraum als eine Gro?region der vielen Sprachen und Kulturen – als ein Drehkreuz des internationalen Handels, des geistigen Austauschs, der multilateralen Beziehungen und damit auch komplex gestufter Mehrsprachigkeit. Zu den überregional bedeutsamen Sprachen geh?rten hier Niederdeutsch als Sprache der Hanse; Hochdeutsch als nachreformatorische Kultur- und Kirchensprache in den St?dten; D?nisch als politisch bedeutsame Nachbarsprache; Niederl?ndisch als Sprache einer frühneuzeitlichen Seemacht; Russisch als Handelssprache und Sprache einer seit dem frühen 18. Jahrhundert expandierenden Gro?macht; Franz?sisch als internationale Sprache des 18. Jahrhunderts; Englisch als Sprache einer Handels- und Industrienation; Italienisch als Kultursprache; und punktuell sogar Spanisch. Als Handelsidiom und Kultursprache der Siedlungen mit hohem jüdischem Bev?lkerungsanteil fungierte zudem das Jiddische.
Der vorliegende Sammelband bietet Ergebnisse einer Tagung der Matthias-Kramer-Gesellschaft zur Erforschung der Geschichte des Fremdsprachenerwerbs und der Mehrsprachigkeit, die im September 2018 an der Universit?t Riga stattfand. Die Beitr?ge beleuchten die Vielsprachigkeit des Ostseeraums aus sprach-, kultur- und literaturhistorischen Perspektiven. Das Spektrum der behandelten Themen reicht vom Hochmittelalter bis ins beginnende 20. Jahrhundert.

A Companion to Late Medieval and Early Modern Augsburg introduces readers to major political, social and economic developments in Augsburg from c. 1400 to c. 1800 as well as to those themes of social and cultural history that have made research on this imperial city especially fruitful and stimulating. The volume comprises contributions by an international team of 23 scholars, providing a range of the most significant scholarly approaches to Augsburg’s past from a variety of perspectives, disciplines, and methodologies. Building on the impressive number of recent innovative studies on this large and prosperous early modern city, the contributions distill the extraordinary range and creativity of recent scholarship on Augsburg into a handbook format.

Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts hatten Gotthilf August Francke (1696–1769) und seine Mitarbeiter an den Glauchaschen Anstalten zu Halle ein Kommunikationsnetz aufgebaut, das von Nordamerika über London und Kopenhagen bis nach Indien reichte. Welchen Herausforderungen dieses Netzwerk im auch als ?Weltkrieg des 18. Jahrhunderts“ bezeichneten Siebenj?hrigen Krieg (1756–1763) ausgesetzt war und wie diese gemeistert wurden, wird nun erstmals eingehend untersucht. Hallesche Pietisten betrachteten diesen Konflikt der europ?ischen Gro?m?chte als massive Bedrohung ihres eigenen Werks, sie nahmen ihn aber auch als Manifestation g?ttlichen Eingreifens in das Zeitgeschehen wahr. Francke sowie die M?nner und Frauen, mit denen er korrespondierte, waren davon überzeugt, dass die Zukunft der evangelischen Kirche im Reich und das Schicksal der lutherischen Mission in ?bersee vom Erfolg Preu?ens und Gro?britanniens gegen ihre Kriegsgegner abhingen. Wie sich diese spezifische Deutung des Krieges entwickelte stellen Michaela Schm?lz-Haberlein und Mark H?berlein anhand von Dokumenten aus dem Archiv der Franckeschen Stiftungen detailliert dar.

Gotthilf August Francke (1696–1769), Direktor der Glauchaschen Anstalten (den heutigen Franckeschen Stiftungen zu Halle), hatte 1741 Heinrich Melchior Mühlenberg (1711–1787) einen Ruf nach ?bersee angetragen. Mit Mühlenbergs Ankunft in Pennsylvania übernahmen die Anstalten als ein k?niglich-preu?isch privilegierter Verbund p?dagogischer, karitativer, missionarischer und kommerzieller Unternehmungen eine fast 200 Jahre w?hrende missionarische Aufgabe. Im Mittelpunkt der auf acht B?nde ausgelegten Edition stehen 13 lutherische Geistliche, die zwischen 1744 und 1786 zur seelsorgerlichen Betreuung deutscher Lutheraner entsandt wurden und von 1745 bis 1825 als Gemeindepfarrer t?tig waren.
Band 4 der Edition umfasst 137 Briefe der aus Halle nach Pennsylvania entsandten Pastoren Johann Dietrich Matthias Heinzelmann und Justus Heinrich Christian Helmuth. W?hrend Heinzelmann bereits fünf Jahre nach seiner Ankunft in Philadelphia (1751) starb, korrespondierte der 1769 dort angekommene Helmuth mehr als ein halbes Jahrhundert lang mit Mitarbeitern der Glauchaschen Anstalten zu Halle sowie mit Kollegen und Kirchengemeinden in Nordamerika. Seine Briefe sind wichtige Zeugnisse des Wandels des nordamerikanischen Luthertums, das sich im sp?ten 18. und frühen 19. Jahrhundert zunehmend von europ?ischen Autorit?ten emanzipierte und einen eigenst?ndigen Platz im pluralistischen religi?sen Kosmos der unabh?ngigen amerikanischen Republik einnahm. Darüber hinaus thematisieren sie Helmuths Auseinandersetzung mit theologischen, p?dagogischen und intellektuellen Tendenzen seiner Zeit.

Die Adelserziehung in der Frühen Neuzeit hat in den letzten Jahren verst?rkt das Interesse der Forschung auf sich gezogen. Dies l?sst sich sowohl mit der Renaissance der sozial- und kulturhistorischen Adelsforschung als auch mit dem bildungsgeschichtlichen Interesse an standesspezifischen Ausbildungsformen und –praktiken erkl?ren. Insbesondere die Kavalierstour bzw. Grand Tour als Bildungsreise der europ?ischen Oberschicht und die damit einhergehenden kulturellen Transferprozesse sind Gegenstand einschl?giger Studien geworden. Obwohl dabei auch Aspekte des Sprachenlernens thematisiert wurden, wird der Erwerb von Fremdsprachen im Kontext der Adelserziehung in diesem Band erstmals im gr??eren europ?ischen Zusammenhang aufgearbeitet. Der Adel wurde in der Frühen Neuzeit zu einem wesentlichen sozialen Tr?ger von Kenntnissen moderner Fremdsprachen. Die H?fe wurden in ganz Europa mehrsprachig und der Erwerb ?lebender“ Fremdsprachen obligatorischer Bestandteil der Adelserziehung. Die Entstehung eines Netzwerks st?ndiger Gesandtschaften, die Bürokratisierung und administrative Verdichtung frühneuzeitlicher Territorialstaaten sowie die Herausbildung stehender Heere führten zu einem wachsenden Bedarf an umfassend gebildeten und professionalisierten Diplomaten, h?heren Beamten und Offizieren, die sich zu einem betr?chtlichen Teil aus dem Adel rekrutierten. Der Band deckt das Thema chronologisch wie geographisch breit ab und nimmt zeitliche Ver?nderungen sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen europ?ischen L?ndern und Regionen in den Blick. Neben dem hohen und niederen Reichsadel werden der englische, franz?sische, italienische, schwedische, b?hmische, kroatische, baltische und russische Adel behandelt. Von besonderem Interesse sind die Zusammenh?nge zwischen Fremdsprachenlernen, h?fischer Kultur und adeligem Selbstverst?ndnis.

Der in K?ln gebürtige, aber überwiegend in Nürnberg wirkende Matthias Kramer (1640–1729) war der produktivste und prominenteste Sprachlehrer Deutschlands in den Jahrzehnten um 1700. Er verfasste volumin?se Lehrwerke und W?rterbücher, die eine Reihe lebender Sprachen – Franz?sisch, Italienisch, Spanisch und Niederl?ndisch – mit dem Deutschen verbinden. Als Lexikograph war Kramer der erste, der seine Vokabeln durch die Mitteilung von Kontexten erl?uterte. Au?erdem trat er durch fachsprachliche Lehrbücher und ?bersetzungen hervor. Die Vielzahl an Werken, die sich in Bibliotheken in ganz Europa und sogar in ?bersee finden, zeugen von Kramers breiter, bis ins sp?te 18. Jahrhundert anhaltender Rezeption. Der Band, der auf eine interdisziplin?re Tagung an der Universit?t Bamberg im November 2017 zurückgeht, würdigt Kramers Leistungen als Grammatiker, Lexikograph, ?bersetzer und Sprachvermittler und stellt sie in ihre historischen, sprachwissenschaftlichen und sprachdidaktischen Kontexte. Er m?chte diese zu Lebzeiten aufgrund ihrer Vielsprachigkeit, breiten philologischen Bildung und Erfahrung als Sprachlehrer europaweit bekannte, heute aber weitgehend vergessene Figur wieder st?rker ins Bewusstsein rücken.

Testamente werden in der historischen Forschung bereits seit geraumer Zeit als wichtige Quellen für die Geschichte der sozialen Beziehungen, der materiellen Kultur, der Fr?mmigkeitspraktiken und der Einstellungen zum Tod betrachtet. Der vorliegende Band untersucht erstmals systematisch ein Korpus von 84 archivalisch überlieferten Testamenten, die Bamberger Frauen zwischen 1510 und 1700 diktierten. Die Erblasserinnen kamen aus unterschiedlichen sozialen Milieus – das Spektrum umfasst Adelige, Beamtenwitwen, Handwerkerfrauen und Klerikerm?gde –, und ihre letztwilligen Verfügungen gew?hren aufschlussreiche Einblicke in Lebenssituationen, pers?nliche Erfahrungen und soziale Netzwerke in einer frühneuzeitlichen Bischofsstadt.

Der an den Universit?ten Bamberg und Landshut wirkende Arzt Andreas R?schlaub (1768–1835) geh?rte zu den einflussreichsten, aber auch umstrittensten deutschen Medizinern seiner Zeit. Als Medizinprofessor und stellvertretender Direktor des Allgemeinen Krankenhauses war er neben Adalbert Friedrich Marcus ma?geblich für den nationalen und internationalen Ruhm Bambergs als medizinisches Zentrum an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert verantwortlich. Wenn Zeitgenossen wie Goethe oder Schelling um 1800 von der fr?nkischen Bischofsstadt sprachen, dachten sie dabei stets auch, wenn nicht sogar vorrangig, an Marcus, R?schlaub und die Bamberger Medizin. Nachdem Andreas R?schlaub seither weitgehend aus dem ?ffentlichen Bewusstsein verschwunden ist, verfolgt dieser in Kooperation zwischen dem Lehrstuhl für Neuere Geschichte unter Einbeziehung der Landesgeschichte und dem Universit?tsarchiv Bamberg erarbeitete Band das Ziel, anl?sslich seines 250. Geburtstags im Oktober 2018 an ihn zu erinnern. Die Beitr?ge beleuchten R?schlaubs akademische Karriere, sein publizistisches Wirken sowie seine Beziehungen und Konflikte mit prominenten Zeitgenossen.

An der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert entwickelte sich Halle zu e inem der wichtigsten Lern- und Vermittlungsorte für Fremdsprachen in Mitteleuropa. An den von August Hermann Francke gegrün-deten Glauchaschen Anstalten wurden Schüler in alten Sprachen und lebenden Fremdsprachen unterwiesen, religi?se Texte übersetzt sowie Missionare für den Einsatz in Osteuropa, Indien und Nordamerika rekrutiert und ausgebildet. Die Universit?t Halle bot fremdsprachlichen Unterricht an und Professoren der Universit?t traten als Vermittler fremdsprachlicher Literatur hervor. Der Sammelband behandelt die vielf?ltigen sprachlichen und kulturellen Beziehungen Halles mit West- und Osteuropa sowie der au?ereurop?ischen Welt im 18. Jahrhundert anhand der im Zentrum stehenden Thematik des
Fremdsprachenlernens. Das Buch fokussiert mit Halle eines der dynamischsten Zentren des Sprachenlernens und der Sprachstudien im langen 18. Jahrhundert. Dabei steht die Praxis des ?bersetzens, der Sprachvermittlung und der Alltags-kommunikation im Vordergrund. Zudem bieten die Beitr?ge auch Gelegenheit, das Verh?ltnis von Pietismus und Aufkl?rung zum Ph?nomen der Mehrsprachigkeit eingehender auszuloten
H?berlein, Mark / Schm?lz-H?berlein, Michaela, Adalbert Friedrich Marcus (1753–1816). Ein Bamberger Arzt zwischen aufgekl?rten Reformen und romantischer Medizin (= Stadt und Region in der Vormoderne, Bd. 5), Würzburg 2016 (ISBN 978-3-95650-134-0).
Der als Sohn eines jüdischen Hoffaktors in Arolsen geborene Adalbert Friedrich Marcus hat seine Wahlheimat Bamberg als Hof- und Leibarzt der letzten Fürstbisch?fe, Direktor des 1789 er?ffneten Allgemeinen Krankenhauses, Reformer des Gesundheits- und Sozialwesens sowie als Mitinitiator kultureller und geselliger Aktivit?ten nachhaltig gepr?gt. Zugleich fand er durch seine Publikationen und den hervorragenden Ruf des Allgemeinen Krankenhauses weit über Bamberg hinaus Beachtung. Rechtzeitig zu Marcus’ 200. Todestag im April 2016 liegt nun erstmals eine moderne Biographie vor, die alle Aspekte seines Lebens und Wirkens berücksichtigt. Sie beruht auf Recherchen in 15 verschiedenen Archiven und Bibliotheken und setzt in mehrfacher Hinsicht neue Akzente. So beleuchtet sie Marcus’ überregionalen Wirkungskreis durch die Darstellung seines Korrespondenznetzwerkes, seiner 球探足球比分e zu führenden Repr?sentanten der Weimarer Klassik und der Jenaer Romantik, seiner Kontroversen mit medizinischen Autorit?ten der Zeit und seiner Beziehungen zu seinen kaufm?nnisch t?tigen Brüdern, deren Aktionsradius von Nordamerika bis nach Russland reichte. Durch die Untersuchung von Konflikten, in die Marcus verwickelt war, zeigt sie auch die problematischen Aspekte seiner Pers?nlichkeit und T?tigkeit auf – Klientelismus, fragwürdige Immobiliengesch?fte, Mobbing von Kollegen und ein selbstherrliches Gebaren, das die Beh?rden zunehmend irritierte. Schlie?lich wirft sie neues Licht auf Marcus’ Rolle bei der Herausgabe der ?Bamberger Zeitung“ sowie auf die Organisation von Milit?rlazaretten in Bamberg w?hrend der Koalitionskriege

H?berlein, Mark / Schm?lz-H?berlein, Michaela (Hg.), Handel, H?ndler und M?rkte in Bamberg. Akteure, Strukturen und Entwicklungen in einer vormodernen Residenzstadt (1300–1800) (Stadt und Region in der Vormoderne 3 / Ver?ffentlichungen des Stadtarchivs Bamberg 21), Würzburg 2015 (ISBN 978-3-95650-081-7).
?ber die Rolle der fürstbisch?flichen Residenzstadt Bamberg als Handels- und Marktstandort in Sp?tmittelalter und Früher Neuzeit ist bislang wenig bekannt. Die im vorliegenden Band versammelten zw?lf Aufs?tze vermitteln erstmals ein pr?zises und differenziertes Bild des Bamberger Handels in der Vormoderne und leisten damit auch einen Beitrag zur Wirtschaftsgeschichte geistlicher Residenzst?dte. Die Autorinnen und Autoren nehmen sowohl die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen des Handels als auch das konkrete Marktgeschehen und die beteiligten Akteure in den Blick. Sie werten ein breites Spektrum an Quellen aus, das von Urkunden und Gerichtsprotokollen bis zu Rechnungen und Intelligenzbl?ttern reicht. Sie zeigen unter anderem, wie sich der Drei?igj?hrige Krieg auf den Handel Bambergs auswirkte, welche Rolle jüdische und italienische H?ndler im sp?ten 17. und 18. Jahrhundert spielten und welche Bedeutung Kl?ster als Anbieter und Konsumenten von Handelswaren hatten.

H?berlein, Mark / Paulus, Stefan / Weber, Gregor (Hg.), Geschichte(n) des Wissens: Festschrift für Wolfgang E. J. Weber zum 65. Geburtstag, Augsburg 2015 (ISBN 978-3-95786-0-385).
Wolfgang E. J. Weber, der am 28. Juli 2015 seinen 65. Geburtstag feiert, z?hlt zu den wenigen deutschen Historikern seiner Generation, die in Forschung und Lehre noch die gesamte Geschichte der Neuzeit im Blick haben. ?ber seine beiden zentralen Arbeitsfelder – die politische Ideengeschichte des sp?ten 16. und 17. Jahrhunderts sowie die deutsche Geschichtswissenschaft des 19. und 20. Jahrhunderts – hinaus reicht das Spektrum seiner Publikationen von der Frühen Neuzeit bis in die jüngste Zeitgeschichte. Ungeachtet dieser eindrucksvollen chronologischen und thematischen Spannbreite stellt die Geschichte des Wissens – in einem weiten Sinne verstanden als eine Geschichte der Produktion, Transmission und Aneignung von Wissen in spezifischen institutionellen, politischen und sozialen Kontexten – den Kern dar, den Wolfgang E. J. Webers Arbeiten fokussieren und aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Dies gilt nicht nur für den produktiven Forscher und akademischen Lehrer, sondern auch für den Wissenschaftsorganisator, der als langj?hriger Gesch?ftsführer des Instituts für Europ?ische Kulturgeschichte und tragende S?ule des dort angesiedelten Graduiertenkollegs ?Medien und Wissensfelder der Neuzeit. Entstehung und Aufbau der Europ?ischen Informationskultur? einschl?gige Studien an der Universit?t Augsburg ma?geblich gepr?gt, betreut und begleitet hat. Um die vielf?ltigen Anregungen, die von seiner T?tigkeit ausgegangen sind, zu würdigen, haben die Herausgeber über 50 Kolleginnen und Kollegen, Schüler und Freunde Wolfgang E. J. Webers eingeladen, im Rahmen einer ihm gewidmeten Festschrift über ?Geschichte(n) des Wissens? zu reflektieren. Die gro?e Resonanz, die diese Einladung gefunden hat, best?tigt eindrucksvoll, wie nachhaltig Wolfgang E. J. Weber in die Universit?t Augsburg und in die deutschsprachige Geschichtswissenschaft hinein gewirkt hat.

H?berlein, Mark / Zink, Robert (Hg.),St?dtische Gartenkulturen im historischen Wandel (51. Arbeitstagung in Bamberg, 23. bis 25. November 2012) (Stadt in der Geschichte 40), Ostfildern 2015 (ISBN 978-3799564403).
Zu den Merkmalen der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen St?dte geh?ren nicht nur Faktoren wie Siedlungsgr??e, Befestigung, Selbstverwaltungsrechte, wirtschaftliche Zentralit?t oder soziale Differenzierung, sondern zunehmend auch die Ausstattung des Stadtraums mit Funktionen der Repr?sentation und der Erholung. Fürstlichen Vorbildern folgend und sie integrierend legten zahlreiche St?dte Parks und Zonen des Naturgenusses an. Aus Festungsgürteln entstanden ?ffentliche Promenaden, das Angebot der privaten Gartengestaltung schuf Nahrungsressourcen und bef?rderte den Rückzug in die Privatheit. Auch Naturempfinden und Gartenkunst stehen sich dabei immer wieder gegenüber. Der Band pr?sentiert Ergebnisse der 51. Arbeitstagung des Südwestdeutschen Arbeitskreises für Stadtgeschichtsforschung, die vom 23. bis zum 25. November 2012 in Bamberg stattfand. Er geht der Frage nach, auf welche Weisen Stadtbewohner von der Frühen Neuzeit bis zur Moderne G?rten gestalteten, nutzten und in ihre Lebenspraxis integrierten. Die Beitr?ge n?hern sich der Thematik aus wirtschafts-, sozial- und kulturhistorischen, historisch-geographischen und ideengeschichtlichen Perspektiven. Dabei werden sowohl Bezüge zum UNESCO-Weltkulturerbe Bamberg hergestellt, das über eine besonders reiche Garten- und Gartenbautradition verfügt, als auch grundlegende Entwicklungslinien urbaner Gartenkultur aufgezeigt.
H?berlein, Mark / Schm?lz-H?berlein, Michaela (Hg.), Stiftungen, Fürsorge und Kreditwesen im frühneuzeitlichen Bamberg (Bamberger Historische Studien, Bd. 13), Bamberg 2015 (ISBN 978-3-86309-3-129).
Der vorliegende Band pr?sentiert neue Forschungen zur Sozialgeschichte der Stadt Bamberg in der Frühen Neuzeit, insbesondere zu Fürsorgeeinrichtungen, karitativen Stiftungen und dem st?dtischen Kreditmarkt. Auf der Basis von Rechnungen und weiteren archivalischen Quellen untersuchen die Beitr?ge Strukturen und Entwicklungen eines Siechenhauses für chronisch Kranke, einer Almosenstiftung, einer fürstbisch?flichen Stiftung für arme Bürgerkinder sowie der ?ltesten jüdischen Stiftungen Bambergs. Eine Studie zum Kreditwesen im 18. Jahrhundert erhellt zudem die sozialen Funktionen der Kreditvergabe sowie das Beziehungsnetz der Einwohner eines Bamberger Stadtviertels.

Geffcken, Peter / H?berlein, Mark (Hg.) Rechnungsfragmente der Augsburger Welser-Gesellschaft (1496–1551) Oberdeutscher Fernhandel am Beginn der neuzeitlichen Weltwirtschaft (Deutsche Handelsakten des Mittelalters und der Neuzeit 22), Stuttgart 2014 (ISBN 978-3-515-10678-8).(259.9 KB)
Das Firmenarchiv der Augsburger Welser-Gesellschaft wurde nach ihrem Bankrott im Jahre 1614 aufgel?st und makuliert, was bislang die Erforschung der Geschichte einer der gro?en süddeutschen Handelsfirmen des 16. Jahrhunderts erschwerte. Bei Restaurierungsarbeiten an historischen Bucheinb?nden sind in den letzten Jahrzehnten jedoch Fragmente von Gesch?ftsbüchern der Welser wieder entdeckt worden. Die hier vorgelegte Edition dieser Handelsbuchfragmente gew?hrt zahlreiche neue Einblicke in die Buchhaltung, die Gesch?ftsfelder und die Organisation der Welser-Gesellschaft. Das Sortiment der Waren, mit dem die Welser handelten, ihre Beziehungen zu Fürsten, H?flingen und Klerikern, ihre Kreditnetze sowie die T?tigkeit der Firmenvertreter in Nürnberg, Antwerpen, am spanischen Hof und in Sevilla k?nnen auf der Grundlage dieser bislang weitgehend unbekannten Quellen künftig umfassend rekonstruiert werden.

Welche Mittel und Wege standen dem frühneuzeitlichen Reichsadel zur Durchsetzung seiner Interessen zur Verfügung? Anhand eines Lehenprozesses zwischen den mainfr?nkischen Familien Fuchs von Bimbach und Wolf von Wolfsthal untersucht Flurschütz da Cruz alternative bzw. parallele L?sungswege zur Klage vor den Territorial- und Reichsgerichten. Diese identifiziert er vor allem in informellen Handlungs- und Kommunikationsstr?ngen, die er neben der gerichtlichen ?berlieferung anhand von alternativen Quellen nachvollzieht. - Die bisher unbekannten, in der Studie rekonstruierten Patronage- und Klientelsysteme verbanden lokale, regionale, Landes- und Reichsebene miteinander vom Dorfschulthei?en bis zum Reichsoberhaupt und demonstrieren so die Polyzentralit?t des frühneuzeitlichen Reichssystems. Ausschlaggebend für gerichtliche Entscheidungen war nicht allein der Buchstabe der Reichsgesetze, sondern Vernetzungskriterien wie Verwandtschaft, Freund- und Nachbarschaft sowie ganz ma?geblich die Konfession. - Exemplarisch zeigt die Studie, dass auch eines der prominentesten Gesetzeswerke der Frühen Neuzeit, der die konfessionellen Zwistigkeiten angeblich beendende Westf?lische Frieden von 1648, ?zun?chst einmal nur eine vielversprechende Theorie? war. Anhand des Falles Fuchs contra Wolfsthal sowie mehrerer Vergleichsbeispiele deckt Flurschütz da Cruz eine ?verl?ngerte Gegenreformation? auf, die über lehenpolitische Ma?nahmen dafür sorgte, dass auch weit nach 1648 noch ganze Landstriche rekatholisiert wurden.

Schm?lz-H?berlein, Michaela, Juden in Bamberg (1633–1802/03) Lebensverh?ltnisse und Handlungsspielr?ume einer st?dtischen Minderheit, Würzburg 2014 (Judentum – Christentum – Islam. Interreligi?se Studien 11) ISSN 1866-4873 ISBN 978-3-95650-019-0 (Zugl.: Ver?ffentlichungen des Stadtarchivs Bamberg 18) ISSN 0936-4757 ISBN 978-3-929341-39-3
Jüdisches Leben pr?gte die Stadt Bamberg über viele Jahrhunderte. Bereits im Mittelalter gab es eine Gemeinde, und seit 1633 ist eine kontinuierliche jüdische Pr?senz nachweisbar, die erst in der Zeit des Nationalsozialismus endete. Die vorliegende Studie zur Geschichte der jüdischen Minderheit in der Stadt Bamberg unternimmt erstmals nach der 1898 von dem Rabbiner Adolf Eckstein vorgelegten ?Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstbistum Bamberg“ eine umfassende Darstellung des christlich-jüdischen Zusammenlebens vom Drei?igj?hrigen Krieg bis zum Ende des Alten Reiches. Die Darstellung der Entwicklung der Gemeinde, ihrer Rechtsstellung

